Die dritte Konferenz des International Policy Forum «Empowering Women for Economic Growth» (W 20) findet am 26. April 2017 in Berlin statt, um dem Gipfel der G 20 im Juni Empfehlungen abzugeben. Sie sind mal nicht – wie oft üblich bei Frauenthemen – alter Wein in neuen Schläuchen, sondern kristallklar: Diskriminierung kostet eine Volkswirtschaft Millionen und die Demokratie. Für den Klein Report kommentiert Medienexpertin Dr. Regula Stämpfli. Theresa May, Christine Lagarde, Ségolène Royal, Hillary Clinton und Doris Leuthard täuschen: Frauen machen keine Karriere. Denn solange Klischees und Stereotypen in Politik und Arbeit dominieren, bleibt der Aufstieg von Frauen Makulatur. Zu diesem klaren Fazit kommt die Konferenz des anerkannten Thinktanks Chatham House. Folgende Punkte wurden mit neuen Inhalten gefüllt: Daten, Gewalt und die Wichtigkeit von gendersensiblen Statistiken. Statistiken: Die Pflege von Jung und Alt macht mindestens 13 Prozent der weltweiten Arbeitsleistung aus. Doch diese enorm wichtigen volkswirtschaftlichen Beiträge werden nie erhoben. «Wir müssen den Beitrag unbezahlter Arbeit zum Bruttoinlandprodukt messen» (Zitat Paola Subacchi, Leiterin Wissenschaft Chatham House). Dies würde auch der Leistung der Pflegenden in der Schweiz zugute kommen: Ein Berufsstand, den Gesundheitsminister Alain Berset als politisch völlig irrelevant einschätzt und grundsätzlich viel zu «teuer». Gewalt: Ausbildung von Frauen ist zwar wichtig, aber noch wichtiger ist die Beseitigung von Gewaltverhältnissen. Frauen können in sprachlich, medial, politisch und religiös motivierten Frauendiskriminierungsgesellschaften nicht weiterkommen, egal wie hoch ausgebildet oder motiviert sie sind. Spätestens bei höherem Management oder gar Führungspositionen werden sie oft weggemobbt. Linda Scott, Professorin an der Said Business School in Oxford meint im Interview mit Alexandra Borchardt von der «Süddeutschen» am 19. Juli 2016: «Wir können Mädchen das Programmieren beibringen oder das Konstruieren. Aber wenn sie sich nicht akzeptiert fühlen, wird sich nicht viel ändern.»
Freitag 22 07 2016
DatenHERRschaft: Digitale Technologien werden zwar von Frauen genutzt, doch diese werden nicht von Frauen geprägt (siehe zum Thema Sexismus und Algorithmen auch meinen TED-Talk «Why Winnie the Pooh is right and Google is wrong»). Frauen werden besonders von der digitalen Wirtschaft explizit ausgeschlossen. Auch im Finanzsektor kriegen Frauen weniger Kredite oder Risikokapital. Ausschlaggebend sind Klischees, insbesondere der Medien. Der Befund zeigt: Vorurteile, Stereotypen, Gewalt und Klischees hindern alle Frauen daran, Karriere zu machen oder auch nur einen Job zu kriegen. Öffentliche Gelder werden sexistisch vergeben und es findet darüber keine Diskussion statt. Auch in der Schweiz erhalten Männer aus staatlichen Geldtöpfen rund 80 Prozent aller Fördergelder. Der Hinweis auf mangelnde Bewerbungen von Frauen ist dabei kein «unconscious bias», also ein unbewusstes Vorurteil, sondern ein «unadmitted bias», ein Vorurteil, das man anwendet, aber dessen Anwendung nie zugeben würde, so Linda Scott im Interview in der «Süddeutschen». Auswahlkriterien und -komitees sind bei der grassierenden Diskriminierung in oberster Etage ausschlaggebend. Besonders betrüblich dabei: Selbst wenn Entscheidungen bezüglich Wissenschaft, Fördergelder, Risikokapital, Kredite et cetera von den wenigen Frauen, die es zur Spitze geschafft haben, getroffen werden, setzen sich die Diskriminierungsmechanismen weiter fort. Was auch logisch ist, denn: Weshalb sollten nur Frauen Frauen fördern und Männer Frauen verhindern, wenn eine Karriere grundsätzlich einfacher ist, wenn man Männer fördert.
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@laStaempfli
Regula Stämpfli: Männer fördern hilft bei Karriere
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